Eine Reise zu sich selbst ins La La Land

Zeit einmal nur mit sich selbst zu verbringen, lässt sich in unserem gewohnten Alltag schon beinahe mit dem Zustand eines kleinen Luxus‘ gleichsetzen. Vorausgesetzt, man ist so wie ich in Berufs- und Familienleben gleichermaßen stark eingebunden. Warum nur haben wir permanent das Gefühl, auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu müssen? Nur dann, so glauben wir, stünden wir unseren Mann (oder unsere Frau). Keine Pause, kaum Zeit zum Durchatmen!
Was aber, wenn die Kids mittlerweile alt genug sind, um nicht mehr permanent unter Aufsicht stehen zu müssen? Was, wenn der oder die eigene PartnerIn mal keine Zeit (oder Lust) auf eine gemeinsame Auszeit hat? Soll man es dann erzwingen? Oder soll man sich dem einfach so fügen? Das eine ist schlecht für den Haussegen. Das andere bricht vermutlich früher oder später als Groll zutage. Viel besser finde ich es, alle Bedenken mal beiseite zu werfen und sich selbst ungewohnten Situationen auszusetzen. Situationen, die vor allem eines erforderlich machen: Entscheidungen einmal ausschließlich nur für sich selbst zu fällen!
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.“
Diese Tatsache ist nur allzu bekannt. Wenn er (oder sie) es komplett alleine tut, dann werden noch ganz andere Dinge erlebbar. Die Dauer ist eigentlich egal. Auch der Ort oder das Ziel ist egal. Ich habe mit Lanzarote eine der mir bisher unbekannten kanarischen Inseln auserwählt. Zudem wollte ich sie so autark wie möglich für mich erlebbar machen. Per Zufall stieß ich auf ein airbnb-Angebot eines Lanzaroteños, der einen von ihm liebevoll ausgebauten alten Campervan vermietet. Das traf genau meinen Geschmack. Da sich keiner meiner Freunde kurzentschlossen dazu durchringen konnte, den Beifahrersitz neben mir zu besetzen, entschloss ich mich schließlich zu meinem ganz eigenen „Lonely Trip to La La Land“. Er sollte einsam, aber alles andere als eintönig werden.
Außen staubtrocken, im Inneren wunderschön
Es stellte sich bald heraus, dass die Vulkaninsel Lanzarote dafür die goldrichtige Entscheidung war. Es ließe sich gar nicht abstreiten, wenn jemand behauptet, Lanzarote wäre doch öde und landschaftlich ziemlich eintönig, weil vielerorts staubtrocken und aschfahl. Im Großen und Ganzen trifft das sogar den Kern der Sache. Aber einerseits ist Lanzarote für die Art der Reise, wie ich sie mir vorgenommen hatte, exzellent geeignet. Auf der anderen Seite wird dem Betrachter erst bei genauerem Hinsehen deutlich, dass die Schönheit Lanzarotes oftmals im Detail verborgen ist. Es gibt erstaunlich viel zu entdecken, wenn man nicht gerade auf der Suche nach saftig grünen Wiesen oder immerfeuchten Regenwäldern ist. Die Insel unweit der marokkanischen Westküste kann keinen einzigen nennenswerten Fluss sein eigen nennen. Auch konnte ich während meines ganzen Aufenthalts nicht ein zusammenhängendes Waldgebiet entdecken, dass nicht wenigstens von der Größe eines nennenswerten Stadtparks war.
Als Besucher aus hiesigen Breitengraden ist man gut beraten, die Erwartungen an die gewohnte Realität von natürlichen Gegebenheiten abzustreifen. Willkommen im „La La Land“! Wo keine Flüsse sind, gibt es unzählige ausgetrocknete Flussbetten. Man ist geneigt zu fragen, ob diese jemals einen Tropfen Wasser transportiert haben. Dagegen zu Hauf zu finden sind (hin)reißende Lavaströme. Alle zu pechschwarzem Stein erstarrt und für mich ein faszinierender Anblick. Wo keine Wälder sind, erstrecken sich vor dem Auge des Betrachters teils wüstenähnliche Landschaften. Kaum anders stelle ich mir das amerikanische Vorbild des Death Valleys vor.
Für mich war es sehr beeindruckend, sich bei frühsommerlichen Temperaturen im Februar durch Landschaftsgebiete zu bewegen, die selten viel Ablenkung fürs Auge zu bieten hatten. Man fühlt sich zuweilen getäuscht von seiner eigenen Vorstellung über Distanzen. Ohne landschaftliche Gradmesser kamen mir Entfernungen viel weiter vor als sie tatsächlich waren. Ganz nebenbei bemerkt hat man die komplette Insel innerhalb einer Autofahrt ohne Pinkelpause von Nord nach Süd durchquert. So habe ich in meiner Woche nur für mich gefühlt riesige Distanzen zu Fuß zurückgelegt. Es gab schließlich auch niemanden, der sich über abnormale Zielsetzungen meinerseits hätte aufregen oder gar Einspruch erheben können. Es lebe die Freiheit der Bewegung (wenn man sie denn auch tatsächlich zu meistern im Stande ist).
Die Vielseitigkeit Lanzarotes – stark durch den Tourismus bestimmt
Ich hatte für mich beschlossen, einige Gebiete der Insel von vornherein zu meiden. Dazu gehörten all diejenigen, die für verstärkt auftretenden Tourismus bekannt sein sollen. So ließ ich vor allem die südlichen Gegenden von Lanzarote aus und konzentrierte mich bei meiner vorher nicht vorhandenen Routenplanung vor allem auf den dünn besiedelten Norden. Hierhin bemühten sich in der Nebensaison verhältnismäßig wenige Touristen, so hieß es im Reiseführer geschrieben. Dies war auch tatsächlich die Region gewesen, die mich auf meiner Tour am meisten beeindruckt hat. Ganz besonders hervorheben möchte in an dieser Stelle die „Graziöse“ oder auch als „Anmutige“ bezeichnete kleine Nachbarinsel La Graciosa. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, diese nur knapp 30 Quadratkilomter große Insel an einem halben Tag im Laufschritt zu umrunden. Aufgrund der überraschenden Vielfältigkeit dieses Inselchens mein absolutes Wochen-Highlight. Das kleine (Fähr)Hafenstädtchen Órzola auf Lanzarote direkt gegenüber wurde für mich ebenfalls Herberge für mehrere sternenklare Nächte im Campervan direkt am Strand. Beide Orte, La Graciosa und Órzola, haben zudem traumhafte Strände für aktionsunlustige Urlauber zu bieten.
Neben den genannten, herrlich abgelegenen Gebieten musste ich unbedingt auch den Westen mit dem einzigen Nationalpark der Insel sehen, dem Timanfaya Nationalpark. Wenn die Amerikaner die Landung auf dem Mond tatsächlich gefakt haben sollten, dann haben sie es ganz gewiss hier getan. Im Nationalpark mitsamt seinen angrenzenden Mondlandschaften wird der vulkanische Ursprung von Lanzarote am deutlichsten spürbar. Unwirklich, mon(d)strös und scheinbar unbewohnbar für jedwedes Lebewesen. Auf einer geführten Bustour quer durch den Park wird aber schnell deutlich gemacht, dass selbst dieses Gebiet voller Leben wimmelt. Und das nicht nur aufgrund der hier tagsüber anrollenden Touristenscharen. Leider kann man den Park nicht selbst auf eigene Faust ergründen, so dass ich mich etwas widerwillig doch mal in die Obhut von Touristenführern begeben habe. Ein krasser Widerspruch zu meinen zuvor verlebten Tagen der bewussten Einsamkeit. Nach gut einer Stunde und einem gratis Klobesuch fand ich mich rasch wieder zurück auf meinen eigenen Pfaden. Diese führten mich noch am selben Tag auf meine allererste Laufrunde im Inneren eines erloschenen Vulkans. Was für eine heiße Sache!
Interessante Links zum Beitrag:
- Offizielle Webseite zur Insel Lanzarote: www.turismolanzarote.com
- airbnb-Angebot des Campervans: https://www.airbnb.de/rooms/28364705
- La Graciosa: https://de.wikipedia.org/wiki/La_Graciosa
- Timanfaya Nationalpark: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Timanfaya
Was aber, wenn die Kids mittlerweile alt genug sind, um nicht mehr permanent unter Aufsicht stehen zu müssen? Was, wenn der oder die eigene PartnerIn mal keine Zeit (oder Lust) auf eine gemeinsame Auszeit hat? Soll man es dann erzwingen? Oder soll man sich dem einfach so fügen? Das eine ist schlecht für den Haussegen. Das andere bricht vermutlich früher oder später als Groll zutage. Viel besser finde ich es, alle Bedenken mal beiseite zu werfen und sich selbst ungewohnten Situationen auszusetzen. Situationen, die vor allem eines erforderlich machen: Entscheidungen einmal ausschließlich nur für sich selbst zu fällen!
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.“
Diese Tatsache ist nur allzu bekannt. Wenn er (oder sie) es komplett alleine tut, dann werden noch ganz andere Dinge erlebbar. Die Dauer ist eigentlich egal. Auch der Ort oder das Ziel ist egal. Ich habe mit Lanzarote eine der mir bisher unbekannten kanarischen Inseln auserwählt. Zudem wollte ich sie so autark wie möglich für mich erlebbar machen. Per Zufall stieß ich auf ein airbnb-Angebot eines Lanzaroteños, der einen von ihm liebevoll ausgebauten alten Campervan vermietet. Das traf genau meinen Geschmack. Da sich keiner meiner Freunde kurzentschlossen dazu durchringen konnte, den Beifahrersitz neben mir zu besetzen, entschloss ich mich schließlich zu meinem ganz eigenen „Lonely Trip to La La Land“. Er sollte einsam, aber alles andere als eintönig werden.
Außen staubtrocken, im Inneren wunderschön
Es stellte sich bald heraus, dass die Vulkaninsel Lanzarote dafür die goldrichtige Entscheidung war. Es ließe sich gar nicht abstreiten, wenn jemand behauptet, Lanzarote wäre doch öde und landschaftlich ziemlich eintönig, weil vielerorts staubtrocken und aschfahl. Im Großen und Ganzen trifft das sogar den Kern der Sache. Aber einerseits ist Lanzarote für die Art der Reise, wie ich sie mir vorgenommen hatte, exzellent geeignet. Auf der anderen Seite wird dem Betrachter erst bei genauerem Hinsehen deutlich, dass die Schönheit Lanzarotes oftmals im Detail verborgen ist. Es gibt erstaunlich viel zu entdecken, wenn man nicht gerade auf der Suche nach saftig grünen Wiesen oder immerfeuchten Regenwäldern ist. Die Insel unweit der marokkanischen Westküste kann keinen einzigen nennenswerten Fluss sein eigen nennen. Auch konnte ich während meines ganzen Aufenthalts nicht ein zusammenhängendes Waldgebiet entdecken, dass nicht wenigstens von der Größe eines nennenswerten Stadtparks war.
Als Besucher aus hiesigen Breitengraden ist man gut beraten, die Erwartungen an die gewohnte Realität von natürlichen Gegebenheiten abzustreifen. Willkommen im „La La Land“! Wo keine Flüsse sind, gibt es unzählige ausgetrocknete Flussbetten. Man ist geneigt zu fragen, ob diese jemals einen Tropfen Wasser transportiert haben. Dagegen zu Hauf zu finden sind (hin)reißende Lavaströme. Alle zu pechschwarzem Stein erstarrt und für mich ein faszinierender Anblick. Wo keine Wälder sind, erstrecken sich vor dem Auge des Betrachters teils wüstenähnliche Landschaften. Kaum anders stelle ich mir das amerikanische Vorbild des Death Valleys vor.
Für mich war es sehr beeindruckend, sich bei frühsommerlichen Temperaturen im Februar durch Landschaftsgebiete zu bewegen, die selten viel Ablenkung fürs Auge zu bieten hatten. Man fühlt sich zuweilen getäuscht von seiner eigenen Vorstellung über Distanzen. Ohne landschaftliche Gradmesser kamen mir Entfernungen viel weiter vor als sie tatsächlich waren. Ganz nebenbei bemerkt hat man die komplette Insel innerhalb einer Autofahrt ohne Pinkelpause von Nord nach Süd durchquert. So habe ich in meiner Woche nur für mich gefühlt riesige Distanzen zu Fuß zurückgelegt. Es gab schließlich auch niemanden, der sich über abnormale Zielsetzungen meinerseits hätte aufregen oder gar Einspruch erheben können. Es lebe die Freiheit der Bewegung (wenn man sie denn auch tatsächlich zu meistern im Stande ist).
Die Vielseitigkeit Lanzarotes – stark durch den Tourismus bestimmt
Ich hatte für mich beschlossen, einige Gebiete der Insel von vornherein zu meiden. Dazu gehörten all diejenigen, die für verstärkt auftretenden Tourismus bekannt sein sollen. So ließ ich vor allem die südlichen Gegenden von Lanzarote aus und konzentrierte mich bei meiner vorher nicht vorhandenen Routenplanung vor allem auf den dünn besiedelten Norden. Hierhin bemühten sich in der Nebensaison verhältnismäßig wenige Touristen, so hieß es im Reiseführer geschrieben. Dies war auch tatsächlich die Region gewesen, die mich auf meiner Tour am meisten beeindruckt hat. Ganz besonders hervorheben möchte in an dieser Stelle die „Graziöse“ oder auch als „Anmutige“ bezeichnete kleine Nachbarinsel La Graciosa. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, diese nur knapp 30 Quadratkilomter große Insel an einem halben Tag im Laufschritt zu umrunden. Aufgrund der überraschenden Vielfältigkeit dieses Inselchens mein absolutes Wochen-Highlight. Das kleine (Fähr)Hafenstädtchen Órzola auf Lanzarote direkt gegenüber wurde für mich ebenfalls Herberge für mehrere sternenklare Nächte im Campervan direkt am Strand. Beide Orte, La Graciosa und Órzola, haben zudem traumhafte Strände für aktionsunlustige Urlauber zu bieten.
Neben den genannten, herrlich abgelegenen Gebieten musste ich unbedingt auch den Westen mit dem einzigen Nationalpark der Insel sehen, dem Timanfaya Nationalpark. Wenn die Amerikaner die Landung auf dem Mond tatsächlich gefakt haben sollten, dann haben sie es ganz gewiss hier getan. Im Nationalpark mitsamt seinen angrenzenden Mondlandschaften wird der vulkanische Ursprung von Lanzarote am deutlichsten spürbar. Unwirklich, mon(d)strös und scheinbar unbewohnbar für jedwedes Lebewesen. Auf einer geführten Bustour quer durch den Park wird aber schnell deutlich gemacht, dass selbst dieses Gebiet voller Leben wimmelt. Und das nicht nur aufgrund der hier tagsüber anrollenden Touristenscharen. Leider kann man den Park nicht selbst auf eigene Faust ergründen, so dass ich mich etwas widerwillig doch mal in die Obhut von Touristenführern begeben habe. Ein krasser Widerspruch zu meinen zuvor verlebten Tagen der bewussten Einsamkeit. Nach gut einer Stunde und einem gratis Klobesuch fand ich mich rasch wieder zurück auf meinen eigenen Pfaden. Diese führten mich noch am selben Tag auf meine allererste Laufrunde im Inneren eines erloschenen Vulkans. Was für eine heiße Sache!
Interessante Links zum Beitrag:
- Offizielle Webseite zur Insel Lanzarote: www.turismolanzarote.com
- airbnb-Angebot des Campervans: https://www.airbnb.de/rooms/28364705
- La Graciosa: https://de.wikipedia.org/wiki/La_Graciosa
- Timanfaya Nationalpark: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Timanfaya